10.000 Stunden weniger für die Beratung von gewaltbetroffenen Frauen
Kiel, den 24.11.2023 | Über 12.000 gewaltbetroffene Frauen, Mädchen und Angehörige werden jedes Jahr von den Frauenberatungsstellen und -notrufen in Schleswig-Holstein beraten und begleitet. Zum diesjährigen Tag gegen Gewalt gegen Frauen macht der Landesverband der Frauenberatungsstellen Schleswig-Holstein (LFSH) darauf aufmerksam, dass die fehlende Aufstockung der Mittel für Beratungsstellen im nächsten Jahr eine Kürzung um etwa 10.000 Arbeitsstunden bedeutet.
„Nach wie vor sind die Beratungsstellen nicht bedarfsgerecht ausgestattet. Vor dem Hintergrund sehen wir die Ankündigungen des Landes, die Tarifsteigerungen nicht in die Finanzierung des kommenden Jahres aufnehmen zu wollen, sehr kritisch.“ sagt Prof. Dr. Melanie Groß, Vorstandsmitglied des LFSH.
Geschäftsführerin Katharina Wulf ergänzt: „Wir begrüßen die Tarifsteigerungen, die eine angemessenere Bezahlung von Fachkräften bedeuten – wenn das Land diese aber nicht mitfinanziert, ist das de facto eine Kürzung der Beratungskapazitäten.“
Dabei betont der LFSH, dass das Land in diesem Jahr wichtige strukturelle Veränderungen angestoßen hat: Das seit diesem Jahr im Rahmen des Kompetenzzentrums gegen geschlechtsspezifische Gewalt vom Sozialministerium geförderte Projekt Prävio unterstützt Organisationen dabei, wirksame Gewaltschutzmaßnahmen zu entwickeln. Ebenso positiv zu werten ist die Entscheidung des Landtags, die Tötungsdelikte in Schleswig-Holstein aufzuarbeiten, bei denen Frauen durch Partner oder Ex-Partner getötet wurden. „Diese positiven Entwicklungen ersetzen aber keine Beratungsstunden – hier muss das Land die Refinanzierung der Tarifsteigerungen sicherstellen,“ so Groß.