Wir fordern: Täter in den Fokus

Frauenfacheinrichtungen sind keine Ruhekissen für die Gesellschaft

3982 Fälle von häuslicher Gewalt in Schleswig-Holstein sind in 2020 polizeibekannt geworden. Über 12.000 Frauen haben im gleichen Jahr Unterstützung in den Frauenfachberatungsstellen Schleswig-Holsteins gesucht. Viele weitere sind betroffen. Noch immer kann nicht jeder akut schutzsuchenden Frau ein Frauenhausplatz angeboten werden. Das ist ein Skandal. Die bedarfsgerechte Ausstattung der Hilfseinrichtungen ist seit der Istanbul-Konvention keine freiwillige Leistung mehr, sondern gesetzliche Pflicht.

Was rund um den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25.11. meist zu kurz kommt, ist der Blick auf diejenigen, die Gewalt ausüben. Noch immer müssen sie kaum Konsequenzen fürchten. Regelmäßig werden Wegweisungen ignoriert, Kontakt- und Näherungsverbote überschritten, getrenntlebende Frauen bedroht, gestalkt und getötet.

Der Landesverband Frauenberatung Schleswig-Holstein (LFSH) fordert, dass der Staat Täter endlich zur Verantwortung zieht und empfindlich einschränkt. Die Mittel dafür sind vorhanden, werden aber bei Partnerschaftsgewalt bislang kaum angewendet. Dazu gehören:

  • verpflichtendes Tätertraining
  • Meldeauflagen während der Wegweisung,
  • digitale Überwachung während des Kontakt- und Näherungsverbots und Unterlassungshaft bei Überschreiten desselbigen,
  • Aufenthaltsgebote,
  • Haft aufgrund von Wiederholungsgefahr bei versuchter Tötung und bestehender Tötungsabsicht.

Dazu sagt Katharina Wulf, Geschäftsführung des LFSH: „Geringfügige Geldstrafen reichen nicht aus, um bedrohte Frauen zu schützen. Wir werden nicht länger zusehen, wie Täter weiter ungehemmt Gewalt androhen und ausüben, während Frauen und Kinder ihr freies Leben aufgeben müssen, um sich zu verstecken. Frauenfacheinrichtungen sind kein Ruhekissen für die Gesellschaft. Im Gegenteil: Wir bleiben so lange unbequem, bis Gewalt verhindert statt nur beklagt wird.“

Wir appellieren an das Umfeld gewaltausübender Personen, sich deutlich gegen gewaltvolles Verhalten zu positionieren. Alle, die befürchten, selbst gewalttätig zu werden oder es bereits sind, rufen wir dazu auf, sich Hilfe zu holen. Sie finden Beratungsangebote in Schleswig-Holstein unter www.soziale-strafrechtspflege.de oder unter 0431 26097648.

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